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Leitartikel: Was verstehen wir überhaupt unter dem Begriff Mathematik?

In dieser Ausgabe von MatOnline geht es um verschiedene implizite und explizite Methoden des Mathematiklehrens und -lernens. Man kann Mathematik durch Kartenspielen, dem Nachgehen eines Freizeitjobs oder durch Lösen des abenteuerlichen Mathemysteriums lernen. Der Unterricht kann die Mathematik auf unterschiedliche Weise ins Spiel bringen, und die Mathematik kann im Unterricht verschiedene Rollen spielen. Aber ist es echtes Mathematiklernen, wenn man Mathe lernt, ohne sich bewusst zu sein, dass man das gerade tut?

Mit dieser Frage beschäftigt sich der Diplommathematiker Rasmus Bo Petersen in seiner mathematikdidaktischen Hausarbeit an der SDU, über die Sie hier im Beitrag von Jesper Dalgaard Pøhler lesen können. Die Motivation für diese Arbeit entspringt der Überzeugung, dass mangelnder Glaube der Schüler*innen an die eigenen Mathefähigkeiten ihrem Interesse an allen naturwissenschaftlichen Fächern und ihrer diesbezüglichen Kompetenzentwicklung im Weg stehen kann.

Studien legen nahe, dass es wichtig ist, dass die Lernenden sich ihres Lernens bewusst sind: Man muss wissen, worin man gut wird, und sich seines eigenen Könnens bewusst sein – aber gilt das auch für das Erlernen von Mathematik? Oder kann es Situationen geben, in denen es tatsächlich eine gute Idee ist, die Mathematik den Lernenden eher ‚unterzujubeln‘, sie also etwas lernen zu lassen, ohne dass ihnen bewusst ist, dass das, was da gerade gelehrt und gelernt wird, Mathematik ist? In Fällen, in denen Menschen glauben, Mathematik nicht verstehen zu können, oder negative Erfahrungen mit oder Vorstellungen von Mathematik haben, kann eine solche ‚versteckte‘ Mathematik vielleicht eine praktikable Option sein.

Rasmus Bo Petersen interessiert sich dafür, ob die versteckte Mathematik einige der Schüler*innen motivieren kann, die von Anfang an Blockaden haben und denken, dass sie „das mit Mathematik nun mal nicht können“. Petersens Hausarbeit zielt auf die Entwicklung von MINT-Lernmodulen ab, in denen die Mathematik eine zentrale Rolle spielt. Die Hausarbeit baut auf früheren Studiumsarbeiten und dem Projekt LabSTEM auf, das an der SDU angesiedelt ist und von der Novo-Nordisk-Stiftung und der Region Süddänemark finanziert wird.

Kartenspiele sind ein Beispiel für implizite Mathematik. Beim Kartenspielen ist die Mathematik deshalb implizit, weil das Spiel selbst und der Wunsch zu gewinnen im Mittelpunkt stehen. Womöglich denken die Spieler*innen gar nicht darüber nach, dass sie beim Spielen Mathematik anwenden. Kartenspiele sind also ein Beispiel für das Unterjubeln von Mathematik.

Das gleiche kann man von den Themen sagen, die Karl-Otto Nymark Markussen in seinem Beitrag über die MatKult-Mathematikwoche beschreibt, die vom 23. bis 29. April stattfindet. Kinder, Jugendliche und ihre Eltern finden an verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein, der Region Süddänemark und der Region Seeland Postkarten mit mathematischen Denksportaufgaben (‚Kopfzerbrechern‘), unter anderem bei den MatKult-Netzwerkpartnern Naturama in Svendbog, der Phänomenta in Flensburg und dem Universe in Nordborg auf Alsen. In Odense kann man sich zudem auf eine abenteuerliche Wanderung auf den Spuren des Märchendichters Hans-Christian Andersen begeben, wobei man ‚ganz nebenbei‘ auf der Suche nach dem verlorenen Türschlüssel mathematische Probleme löst. Das Projekt heißt „Das abenteuerliche Mathemysterium“, und das dazugehörige Übungsheft ist sowohl auf Deutsch als auch auf Dänisch erhältlich.

Was Mathematik eigentlich ist, steht auch im Mittelpunkt des Beitrags von Helle Lykke Østerby Wie sieht die Zukunft des Mathematikunterrichts aus der Sicht der Schüler*innen aus? über Ideen zur zukünftigen Mathematik. In dem Beitrag thematisiert Østerby das MatKult-Zukunftsseminar, das am 14. März stattfand und bei dem deutsche und dänische 15-16-jährige Schüler*innen – anhand eigener Präsentationen – darüber diskutierten, welche Art von Mathematik sie in ihrem zukünftigen Leben und Beruf mutmaßlich anwenden würden und warum Mathematik wichtig sei. Das Thema wirft Fragen über die Rolle der Mathematik in unserer Gesellschaft und im täglichen Leben auf. Was an Mathematik wird man in Zukunft können müssen, und wie soll(te) die Zukunft des Mathematikunterrichts aussehen?

Nach Ansicht der Schüler*innen des MatKULT-Zukunftsseminars muss es mehr Bezugspunkte zwischen der Mathematik in der Schule und dem Alltag der Schüler*innen geben, und es müsse gute Gründe für die Themenwahl geben – das stärke die Motivation und die Sinnhaftigkeit. Außerdem wünschen sie sich mehr Abwechslung im Unterricht, zum Beispiel durch körperliche Bewegung und verschiedene Ansätze zur Lösung von Aufgaben.

Unterschiede in der Nutzung digitaler Hilfsmittel waren ein interessantes Thema, das auf dem Zukunftsseminar zur Sprache kam und in Jesper Dalgaard Pøhlers Artikel „Sind digitale Hilfsmittel im nützlich im Mathematikunterricht?“ ebenfalls thematisiert wird. IT spielt im Mathematikunterricht dänischer Schüler*innen eine wesentliche Rolle, im dem der deutschen Schüler*innen jedoch nur eine untergeordnete.

In Dänemark werden digitale Hilfsmittel im Mathematikunterricht bereits ab der Einschulung eingesetzt, während in Deutschland digitale Hilfsmittel im Mathematikunterricht nur selten verwendet werden. Wirken sich digitale Hilfsmittel auf die Entwicklung der mathematischen Fähigkeiten von Schülern konkret aus oder sind sie am Ende doch nur „nice to have“?

Die deutschen und dänischen Schüler*innen kamen zu dem Ergebnis, dass digitale Hilfsmittel zwar eine wichtige Hilfe sein können, es aber gleichwohl auch wichtig sei, ohne sie zu arbeiten, z. B. wenn es darum geht, die Grundelemente der Mathematik verstehen zu lernen.

Mögen die Perspektiven der Schüler*innen dazu beitragen, den Mathematikunterricht für sie in ihrem Alltag und als Bürger*innen in der heutigen und zukünftigen Gesellschaft motivierender und sinnstiftender zu gestalten.

Wenn Sie als Sekundarschullehrer*in ebenfalls gern mit dem Verständnis der Schüler*innen, was Mathematik für sie ist und bedeuten kann, arbeiten möchten, können Sie die dem Zukunftsseminar zugrundeliegenden Lehr- und Lernmaterialien herunterladen. Zu finden hier.

Viel Spaß beim Lesen!

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