Im März 2022 trafen sich 24 dänische Zehnt- und 23 deutsche Neuntklässler*innen online, um über die Zukunft des Mathematikunterrichts zu diskutieren. Die Veranstaltung fand im Rahmen des MatKult-Projekts unter der Überschrift Das MatKult-Zukunftsseminar statt.
Zielsetzung des Zukunftsseminars
Das Leitziel des Zukunftsseminars bestand darin, die wahren Experten im Bereich des Mathematikunterrichts, also die Schüler*innen, von beiden Seiten der Grenzregion zusammenzubringen, um eine Vision für die Zukunft des Mathematikunterrichts zu formulieren.
Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen und Perspektiven sollten die Schüler*innen die Hauptprobleme des derzeitigen Mathematikunterrichts aufzeigen und Empfehlungen für künftige Verbesserungen des Mathematikunterrichts abgeben
Die Vorbereitung der Schüler*innen
Vor dem Onlinetreffen hatten die Schüler*innen das Thema intern in ihren eigenen Klassen diskutiert und bearbeitet, und zwar anhand von Fragen wie:
Was ist Mathematik? Welche mathematischen Fähigkeiten wirst du in deinem künftigen Leben und Beruf benötigen? Was brauchen wir als Gesellschaft und welche Kenntnisse in Mathematik werden in Zukunft wichtig sein? Wie sieht der Mathematikunterricht aus der Sicht der Schüler*innen und Schüler heute aus? Wie soll er in Zukunft aussehen?
Zielsetzung dieser Aktivität war es, den Schüler*innen die Rolle der Mathematik in ihrem Alltag, im Berufsleben und in der Gesellschaft bewusst vor Augen zu führen. Gleichzeitig mussten sie einen Bezug zu ihren eigenen Erfahrungen im Mathematikunterricht herstellen und Möglichkeiten für Verbesserungen von Form und Inhalten des Mathematikunterrichts diskutieren. Gemeinsam sollten sie fünf Verbesserungspotentiale für den Mathematikunterricht der Zukunft benennen.
Das virtuelle Treffen
Helle Lykke Østerby, Dozentin an der Fachhochschule Absalon, begrüßte die Teilnehmer*innen und führte aus, warum wir uns – auch wenn wir aus verschiedenen Ländern kommen – über das Thema Mathematik austauschen können. Mathematik sei ein weltweites Thema, ganz gleich, ob man sich mit Schüler*innen aus Argentinien, Indien oder Neuseeland unterhalte, sie alle wüssten etwas über Mathematik und hätten Erfahrungen mit und aus dem Mathematikunterricht. Es handele sich also um ein Thema, über das sich Schüler in aller Welt treffen und diskutieren könnten.
Nach der kurzen Einführung bekamen die Schüler*innen eine „Welcher passt nicht dazu?“-Aufgabe (Which one doesn’t belong?) und kamen dann in kleineren Gruppen mit deutschen und dänischen Schüler*innen zusammen. Man stellte sich jeweils kurz vor und widmete sich alsdann einer „Welcher passt nicht dazu?“-Aufgabe. Mehr über diesen Aufgabentyp in diesem MatOnline-Beitrag
Dänisch: https://www.matkult.eu/matonline/index.php/2022/hvilken-hoerer-ikke-til/
Deutsch: https://www.matkult.eu/matonline/index.php/de/2022/hvilken-hoerer-ikke-til-2/
In kleineren Gruppen hatten die Schüler*innen eine Präsentation über die Schule, das Schulsystem und den Mathematikunterricht ihres Heimatlandes vorbereitet. Dabei traten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Ländern zutage. Deutliche Unterschiede gab es hinsichtlich des Einsatzes von IT im Mathematikunterricht, die an den dänischen Schulen sehr viel, an den deutschen jedoch eher wenig Raum einnimmt. Die deutschen Schüler*innen schilderten auch das Absolvieren ständiger Klausuren als Teil des täglichen Mathematikunterrichts mit 6 Klausuren pro Jahr, eine nach jedem Modul, was bei dänischen Schüler*innen nicht in gleicher Weise Teil des laufenden Mathematikunterrichts ist. Was die Teilnehmer*innen beider Länder hervorhoben, war der fehlende Bezug zwischen ihrem Alltagsleben und dem Inhalt des Mathematikunterrichts.
Nach einer kurzen Pause kamen wir wieder zusammen, damit die Schüler*innen ihre fünf Vorschläge zur Verbesserung des zukünftigen Mathematikunterrichts vorstellen konnten, die anschließend in den Kleingruppen diskutiert wurden. Die Schüler*innen hoben unter anderem die folgenden Potenziale hervor:
1. Stärkere Verbindung zwischen der Mathematik in der Schule und dem Alltag der Schüler*innen im Allgemeinen, aber auch z. B. durch Thementage, projektorientiertes Arbeiten und/oder Unternehmensbesuche
2. Begründung für neue Themen; um Motivation und ‚Sinnstiftung‘ für die Schüler zu stärken
3. Größere Vielfalt im Unterricht, etwa durch Einbeziehung von Bewegung
4. Stärkere Konzentration auf das individuelle Lernen der einzelnen Schüler*innen, z. B. in kleineren Gruppen oder – wie an einigen deutschen Schulen – mit Einteilung in ABC-Gruppen
5. Die Schüler*innen sollten mehr Einfluss auf Inhalt und Methoden und zudem die Möglichkeit haben, Aufgaben auf verschiedene Arten zu lösen
6. Konzentration auf Strategien zur Lösung unbekannter mathematischer Probleme
7. Schwerpunkt auf dem Einsatz von IT (mehr in DE und weniger in DK erforderlich)
Für Schüler*innen und Lehrer*innen war es interessant, sich mit der Zukunft des Mathematikunterrichts eingehender zu befassen. Die Sichtweise der Schüler*innen auf den künftigen Mathematikunterricht kann hoffentlich künftige Mathematiklehrer*innen dazu anregen, den Mathematikunterricht für die Schüler*innen in ihrem Alltag, in ihrem künftigen Berufsleben und als Bürger*innen der Gesellschaft von heute und morgen motivierender und sinnvoller zu gestalten.
Das virtuelle Treffen im Rahmen des MatKult-Zukunftsseminars hatte auch eine soziale und interkulturelle Komponente, denn die Schüler*innen mussten sich mit der Sprache des/der jeweils Anderen, den unterschiedlichen Schulsystemen und den unterschiedlichen Erfahrungen der Schüler*innen hinsichtlich Form und Inhalt des Mathematikunterrichts in ihrem jeweiligen Land auseinandersetzen. Die Kommunikation fand hauptsächlich auf Englisch statt, aber wenn es sprachlich schwierig wurde, half man sich gegenseitig mit dänischen und deutschen Vokabeln.
Wenn Sie das Lehr- und Lernmaterial des Zukunftsseminars sehen oder damit arbeiten möchten, finden Sie es hier auf Dänisch und Deutsch:
Dänisch: https://www.matkult.eu/matonline/index.php/fremtidsseminar/
Deutsch: https://www.matkult.eu/matonline/index.php/de/zukunftsseminar-2021-2022/
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